von Jacqueline Hofmann

Viele ErzieherInnen und Kita-LeiterInnen fragen sich gerade, wie es möglich ist, Elternangebote in Zeiten von Schließungen beziehungsweise Notbetreuungen aufrechtzuerhalten. Ich selbst führe normalerweise fast täglich Weiterbildungen und Elternveranstaltungen durch. Auch ich stelle mir die Frage, wie wir gemeinsam den Kontakt zu den Eltern halten können. Die Durchführung von Elternabenden ist zurzeit nicht möglich. Auch der tägliche Kontakt im Tür- und Angelgespräch fällt für viele Eltern und Fachkräfte in der aktuellen Situation weg. Aber gerade in dieser Zeit haben Eltern viele Fragen und Themen, die sie bewegen und auf die sie Antworten suchen. Die Fragen lauten also: Wie gehen wir mit den Erwartungen der Kinder und Eltern um? Und: Wie können wir eine vertrauensvolle Erziehungspartnerschaft ohne täglichen Kontakt aufrechterhalten?

Zunächst einmal ist es wichtig, Ruhe zu bewahren. Wenn der Kontakt zu den Eltern sonst wertschätzend und auf Augenhöhe stattgefunden hat, wird auch die vorübergehende Schließung der Einrichtung nichts daran ändern. Überlegen Sie, in welchen Dingen Sie die Eltern unterstützen könnten und welche Medien derzeit eine gute Kontaktmöglichkeit darstellen. Ein Thema, das die Eltern momentan bewegt, ist die Unsicherheit der Kinder. Diese verstehen nicht, warum sie ihre Freunde nicht sehen können. Und natürlich fehlen ihnen die wichtigen Bezugspersonen aus der Einrichtung.

 

1. Halten Sie Kontakt zu den Familien

Besprechen Sie im Team, wie ein Kontakt mit Familien aussehen kann. Für Kinder kann es sehr hilfreich sein, wenn sie ihre Gedanken an ihre Bezugspersonen weitergeben können. Postkarten oder Briefe können dafür eine gute Möglichkeit sein. Auch eine wöchentliche E-Mail mit Grüßen aus der Einrichtung und einem beigefügten Spiele- oder Kreativtipp zeigt den Familien, dass man sie nicht vergessen hat und dass man sich freut, wenn sie wieder in die Einrichtung kommen. Soweit vorhanden können Sie die Eltern auch über die diversen Social-Media-Kanäle auf dem Laufenden halten.

 

2. Nehmen Sie die Ängste und Sorgen der Eltern ernst

Versuchen Sie für die Eltern da zu sein. Bieten Sie Kontaktmöglichkeiten an, damit Eltern ihre Fragen stellen können. Ein sehr wichtiges Thema für Eltern ist, wie zuvor bereits erwähnt, kindgerechte Erklärungen für das Verstehen der aktuellen Situation zu finden. Kinder brauchen jetzt Halt und werden durch die Unsicherheiten ihrer Eltern verängstigt. Daher ist es für Eltern eine große Stütze, hier Ansprechpartner zu haben und Hilfestellungen zu erhalten.

 

3. Geben Sie den Eltern kurz und bündig wichtige Informationen

Was Eltern jetzt brauchen, sind kurze und hilfreiche Informationen. Sollten Sie eine Internetseite haben, bieten Sie auf dieser für die Eltern Unterstützungsangebote an. Das können zum Beispiel Elternbriefe zu Erziehungsthemen oder aber ganz praktische Informationen zu Schließzeiten, Notbetreuung und anderen Themen sein.

 

4. Sie und Ihr Team sollten die Zeit nutzen, um sich auf die Zeit nach COVID-19 vorzubereiten

Vergessen Sie sich und Ihr Team nicht. Es ist genau abzusprechen, wie die Zeit sinnvoll genutzt werden kann. Gerade jetzt besteht die Möglichkeit, sich mit Themen wie Portfolios, Projekten oder Weiterbildungen zu beschäftigen. Insbesondere der letzte Punkt darf nicht vernachlässigt werden. Deshalb hat das Team von Elternarbeit und Gewaltprävention Sachsen eine E-Learning-Plattform für Kitas geschaffen. Unter www.kita-lernraum.de können sich pädagogische Fachkräfte ganz einfach online weiterbilden. So gehen Sie gestärkt aus der aktuellen Situation hervor und sind für neue Herausforderungen nach COVID-19 gewappnet. Auch für Fachkräfte ist es wichtig, das Gefühl des Gebrauchtwerdens zu haben. Daher erstellen Sie gemeinsam im Team einen Plan, welche Dinge Sie jetzt angehen können.

 

5. Digitale Angebote prüfen

Prüfen Sie, inwieweit Sie Elternabende in digitaler Form an die Eltern weitergeben können. Ich biete für Einrichtungen zum Beispiel fertige Elternabende zu aktuellen Erziehungsthemen auch in digitaler Form an. So können Eltern im Homeoffice unterstützt werden.

 

6. Verlieren Sie nicht den Humor

Ein sehr wichtiger Faktor ist die positive Zuversicht. Diese hilft auch den Kindern. Gerade für Eltern, welche die Notbetreuung nutzen, weil sie zum Beispiel in medizinischen oder pflegerischen Berufen arbeiten, sind positive Impulse sehr wichtig. Daher geben Sie humorvolle Situationen aus dem Alltag an die Eltern weiter.

 

7. Tun Sie sich selbst etwas Gutes

Vergessen Sie nicht sich selbst. Gerade die pädagogischen Fachkräfte in den Einrichtungen machen sich große Sorgen aufgrund der Ansteckungsgefahr. Sprechen Sie über Ihre Ängste mit Ihrem Team und der Familie. Tun Sie sich selbst etwas Gutes und leben Sie gesundheitsfördernde Rituale.

 

Die Autorin
Seit 2007 ist Jacqueline Hofmann kompetente Ansprechpartnerin, wenn es um das Thema Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen geht. Sie ist diplomierte Sozialpädagogin (FH), ausgebildete Begabungspädagogin IFLW, und als solche erfahrene Fachkraft in der Kinder- und Jugendhilfe und Genussbotschafterin. Neben dem umfangreichen Weiterbildungsportfolio am Standort Chemnitz/Sachsen können Einrichtungen Inhouse-Schulungen und Elternveranstaltungen deutschlandweit buchen. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.elternarbeit-sachsen.de. Bei der edition claus ist ihr Buch „Elternabende, die Spaß machen“ erschienen.