„Ihr seht mich in Outfits posieren und Produkte bewerben. Ihr lest Zeitschriften mit meinen Artikeln und kauft mein Buch.“ So beginnt Liza von Flodder einen Post zur #schreibenistgeld-Themenwoche auf Instagram. Und weiter schreibt sie: „Doch die romantische Vorstellung, die ihr von mir habt, platzt sobald ihr erfahrt, wer dahinter steckt: Mein Partner.“
Mit „Momrave“ hat die Hamburgerin im Sommer in unserem Verlag ihren ersten Roman veröffentlicht. Dass es dazu kam, ist nicht selbstverständlich. Denn es braucht eben nicht nur Talent zum Schreiben, sondern auch Zeit. Und Zeit ist Geld. Das ist eine Binsenweisheit. Wahr ist sie trotzdem.
Liza schreibt weiter: „Ich arbeite seit einem Jahr als selbstständige Autorin und schlage mich ganz gut bisher. Aber alleine wäre das nie möglich. Es gäbe keine Artikel. Es gäbe kein Buch ohne meinen Partner. Nicht in diesem Umfang. Nicht in diesen Facetten.“ Ulrike Abraham, die Liza und ihren Debütroman als Lektorin für unseren Verlag betreut hat, ergänzt: „Scheiben ist oft prekäre Arbeit. Talent haben, ein Buch schreiben – das bedeutet nicht gleich Reichtum. Im Gegenteil. Oft geht man damit Vorleistung. Und kleine Verlage wie wir gehen auch in Vorleistung. Uns gibt es NUR, weil wir das lieben, was wir machen.“
Beim Thema Schreiben und Geld geht es auch um die großen Themen: um Feminismus und Emanzipation, Abhängigkeiten und Unabhängigkeit, Chancen und Nichtchancen – Themen also, die viele Teile der Gesellschaft in unserem Land gerade bewegen. Mit ihren Ausführungen reiht sich Liza von Flodder unserer Meinung nach in die Reihe der 14 Autor*innen ein, die im Frühjahr im Ullstein Verlag ihre sehr persönlichen Essay im Sammelband „Klasse und Kampf“ publizierten. Sie zeigen darin nicht nur, dass die Chancen auf Bildung und Wohlstand noch immer ungleich verteilt sind, sondern schreiben auch über Herkunft und Scham, über Privilegien und strukturelle Diskriminierung, über den Aufstieg und das Unwohlsein im neuen Milieu.
„Es gibt eine Menge Stimmen, die gehört, Bücher, die geschrieben werden sollten. Hoffen wir, dass es irgendwann in der Zukunft kein Luxus mehr ist, gehört und gelesen zu werden“, sagt Ulrike Abraham.