Macht die Beschäftigung mit Literatur Spaß? Wie beginnt der Schreibprozess? Wie lassen sich Schreibblockaden am besten überwinden? Diese und weitere Fragen standen heute im Mittelpunkt einer besonderen Schulstunde mit Stefan Tschök am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Limbach-Oberfrohna. „Ich möchte hier vor Ihnen nicht anderthalb Stunden referieren, sondern diese anderthalb Stunden interaktiv gestalten“, ließ er die Jugendlichen gleich zu Beginn wissen.
Der Chemnitzer Autor hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt die beiden autofiktionalen Romane „Uferlinien – Eine Kindheit zwischen Flöha und Zschopau“ sowie „Seestern – Eine Jugend zwischen Flöha und Zschopau“. Diese beiden Bücher nahm er zum Anlass, um mit den Schülerinnen und Schülern der elften Klassenstufe über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Schulsysteme von heute und in den 1970er-Jahren in der DDR ins Gespräch zu kommen.
Der erste Unterschied zwischen damals und heute war schnell gefunden. „Wir sagten damals ,Penne‘ zur Erweiterten Oberschule, an der ich die Allgemeine Hochschulreife abgelegt habe. Der Begriff Gymnasium war nicht üblich“, erzählte Stefan Tschök. Er erfuhr: Heute sage man „Gymi“ zum Gymnasium.
Einen Tag nach der Europawahl begann er die Lesung aus seinem autofiktionalen Roman „Seestern“ mit den Schilderungen über einen Klassenkameraden, der dabei erwischt worden war, wie er mit dem Zug in die BRD fliehen wollte. Die gesamte Klasse musste die Gerichtsverhandlung wegen „Republikflucht“ gegen den Mitschüler verfolgen – was in der Frage mündete, ob so etwas heute auch noch möglich wäre und wieviel Widerspruch am herrschenden System seinerzeit von Schülerinnen und Schülern möglich war. Die Jugendlichen wiederum berichteten, dass die DDR in ihren Familien heute ganz unterschiedlich behandelt werde – von Totschweigen bis umfassenden Alltagsberichten sei alles dabei.
Dieser Alltag ist es, der die jungen Menschen besonders interessiert. „Ich finde nicht nur interessant, was damals passiert ist, sondern auch, wie es den Menschen damit ging“, sagte eine Schülerin. Mit seinen beiden aktuellen Büchern schildert Tschök den Alltag aus Sicht eines Kindes beziehungsweise eines Jugendlichen.
Er ermunterte die Schülerinnen und Schüler, sich literarisch zu betätigen – wobei sich zeigte, dass eine ganze Reihe der Anwesenden mit dem Schreiben schon Erfahrungen gemacht hat, egal ob im Tagebuch, mit Kurzgeschichten oder Gedichten. „Bleiben Sie unbedingt dran“, sagte er, um anschließend Einblick in seine Schreibwerkstatt zu geben, die jeden Morgen gegen 7 Uhr mit einer Tasse Kaffee am Laptop beginnt. „Dann bin ich am produktivsten, wobei es aber natürlich immer auch Tage gibt, an denen ich den Rechner einschalte und mir nichts einfällt“, erzählte der 67-Jährige. Wichtig sei es, kontinuierlich an der Aufgabe zu bleiben.
Nach dem Auftakt im Albert-Schweitzer-Gymnasium steht Stefan Tschök für weitere Lesungen in den Schulen der Region auf Nachfrage gern zur Verfügung.