Die Corona-Pandemie hat das Thema „BNE“ noch einmal nachdrücklich auf die Agenda von Kindertagesstätten und Tageseltern gesetzt. BNE steht für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.

Nach Angaben der Deutschen UNESCO-Kommission ist Entwicklung dann nachhaltig, wenn Menschen weltweit, gegenwärtig und in Zukunft würdig leben und ihre Bedürfnisse und Talente unter Berücksichtigung planetarer Grenzen entfalten können. Die „Fridays for Future“-Bewegung hat gerade erst gezeigt, dass große Teile der jüngeren Generation für die Probleme der Zukunft sensibilisiert sind. Jetzt muss es darum gehen, den Protest von der Straße in nachhaltige Konzepte, die von allen Altersgruppen getragen werden, umzusetzen.

Denn in BNE steckt natürlich noch viel mehr: „BNE befähigt Menschen zu einem zukunftsfähigen Denken und Handeln. Dabei stehen verschiedene Fragen im Vordergrund. Etwa: Wie beeinflussen meine Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen in meiner Kommune oder in anderen Erdteilen? Welche Auswirkungen hat es beispielsweise, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht? Oder was können wir gegen Armut tun?“

Für Mädchen und Jungen, die in Kindertagesstätten und bei Tageseltern betreut werden, ist das natürlich sehr abstrakt. Die Herausforderung für Pädagogen und Fachkräfte bestehen darin, den Anspruch, der in BNE steckt, in den Alltag in der Kita beziehungsweise der Tagespflegestelle zu integrieren. „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Kindertageseinrichtungen umzusetzen bedeutet, Kindern im Alter von null bis sechs Jahren die Möglichkeit zu bieten, sich spielerisch mit zukunftsrelevanten Themen und Fragestellungen zu beschäftigen, ihnen den Raum zu geben, selbst Verantwortung zu übernehmen und ihr unmittelbares Lebensumfeld im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten“, heißt es auf der Webseite der Deutschen UNESCO-Kommission.

Mögliche Themen wären zum Beispiel:

  • das Essen (Wieviel Fleisch steht auf dem Speiseplan? Warum ist zu viel Fleisch nicht gut? Was bringen die Kinder zum Frühstück/zum Vesper mit in die Kita und wie ist das verpackt? Welche Lebensmittel könnten im Garten selbst angebaut werden? Gibt es in der Gemeinde/der nächsten Gartensparte eine Fläche, die die Kita zum Obst- und Gemüseanbau nutzen kann?)
  • das Spielzeug (Wie robust ist das in der Kita genutzte Spielzeug? Wieviel Spielzeug braucht die Kita wirklich? (Mehr zum Thema gibt es in unserem Buch „Vorsicht Spielzeuglawine!“ von Ulrike Leubner.
  • der Kreativbereich (Welche Materialien werden genutzt? Wie umweltfreundlich/nachhaltig war die Herstellung der Materialien?)
  • die Feste (Was gibt es zu essen? Was gibt es zu trinken? Werden Mehrwegbecher und -teller genutzt? Braucht es zum Abschlussfest der Schulabgänger wirklich in den Himmel aufsteigende Luftballons?)
  • die Ressourcen (Wie wird in der Kita mit knappen Ressourcen wie Wasser (beim Zähneputzen/beim Toilettengang) umgegangen? Wie lassen sich Ressourcen sparen?)
  • die Umwelt (Wie geht es der Umwelt rund um die Kita? Im Park nebenan? Im naheliegenden Wald? Und was können die Kinder konkret zu einer Verbesserung beitragen?)
  • die Eltern (Wie kommen die Kinder in die Kita? Ist das Auto immer das beste Transportmittel? Welche Alternativen gibt es?)

Um Kindern die größtmöglichen Lernerfahrungen zu ermöglichen und im Sinne einer größtmöglichen Partizipation sollten Kinder von Beginn an an möglichst vielen BNE-Prozessen in der Kita beteiligt werden. Wie das geht, zeigt unsere Autorin Ulrike Leubner in ihrem Buch „Planen mit Kindern“.

Außerhalb der familiärer Strukturen sind Kindertageseinrichtungen und Tageseltern die wichtigsten Orte für frühkindliche Bildung. Pädagogische Fachkräfte und Tageseltern sind gut beraten, wenn sie auch die Eltern bei der Umsetzung ihrer BNE-Konzepte von Anfang einbeziehen. Nur so kann es gelingen, das Wissen auch wirklich nachhaltig in den Familien zu verankern. Ein gemeinsamer Elternabend für die ganze Kita/die ganze Tagesgruppe oder ein spezieller Themenelternabend mit einem Experten, kann die entsprechende Grundlage bilden. Wie „Elternabende, die Spaß machen“ von pädagogischen Teams am besten organisiert werden, beschreibt unsere Autorin Jacqueline Hofmann in ihrem aktuellen Fachbuch.