Sachsen als starker, als wichtiger Teil Europas – in den Augen von Eberhard Görner wird diesem wichtigen Aspekt im Freistaat viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Der gebürtige Niederwürschnitzer nutzte deshalb am Freitag und Samstag seine beiden Lesungen in der Stadtbibliothek Freiberg und der Buchhandlung am Brühl in Chemnitz auch für einen kurzweiligen Gang durch die sächsische Geschichte. Die Europäische Kulturhauptstadt sieht er als Chance, den Fokus auch wieder auf die europäischen Netzwerke zu legen, die Sachsen in früheren Zeiten großen Wohlstand gebracht hatten.

Eine erfolgreiche europäische Unternehmensgeschichte schrieb auch Rosina Schnorr, die von 1618 bis 1679 in Schneeberg lebte und wirkte und von dort nicht nur die Bergwerke ihres Mannes weiterführte, der von der Leipziger Frühjahrsmesse nicht zurückkehrte, sondern auch ihre eigenen fünf Kinder und die acht Sprösslinge ihrer Schwester großzog. Eberhard Görner hat diesem Leben und Wirken mit seinem Buch „Die erste Managerin des Erzgebirges“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Im Gespräch mit Verleger Christian Wobst wurde vor dem Hintergrund, dass mit Barbara Uthmann das Erzgebirge natürlich auch eine weitere bekannte Unternehmerin hatte, die Titelgebung und Entstehung des Buches ausführlich erläutert. „Rosina Schnorr war eine ganz tolle Frau, die ihre Kraft vor allem aus dem Glauben zog, viel Wert auf Bildung legte und damit auch heute noch als Vorbild für Frauen dienen kann“, so Eberhard Görner. Einen Seitenhieb auf die sozialen Netzwerke und die Entwicklungen Künstlicher Intelligenz konnte er sich da in Chemnitz nicht verkneifen. „Das Handy ist der größte Zeitfresser, den es gibt. Es sorgt dafür, dass unsere Fantasie verkümmert, wir Musik, Theater, Malerei, Literatur gar nicht mehr richtig wahrnehmen.“ Tina Kniep und Maximilian Gräber, die beiden neuen Inhaber der Buchhandlung am Brühl, nahmen diese Botschaft ebenso wohlwollend auf wie die fast 40 Anwesenden der Lesung am Samstag.

Am Freitag stellte Eberhard Görner seine Romanbiografie bereits vor rund 50 Interessierten in der Stadtbibliothek Freiberg vor. Dabei kam er auf höchst humorvolle Art und Weise auch darüber ins Plaudern, wie aus dem Dreher aus dem Erzgebirge der Dramaturg und Autor der ersten „Polizeiruf 110“-Folgen und erfolgreicher Bücher wie „Die erste Managerin des Erzgebirges – Das Leben der Rosina Schnorr“ wurde. Die Lesung in Freiberg wurde organisiert vom Taschenbuchladen Freiberg.

„Die beiden Lesungen haben einmal mehr gezeigt, dass Prof. Eberhard Görner nicht nur ein enormes Wissen zur sächsischen Geschichte hat, sondern dieses Wissen auch auf sehr unterhaltsame Weise seinem Publikum nahe bringen kann. Wir freuen uns auf viele weitere Lesungen mit ihm“, sagte Verleger Christian Wobst.

Die nächste Lesung steht am 29. März ab 18 Uhr im Schloss Wildenfels bei Zwickau auf dem Programm.

Impressionen von der Lesung in Freiberg: